Systemaufstellungen in der PSYCHOTRAUMATOLOGIE
Systemaufstellungen sind inzwischen ein weit verbreitetes Instrument in der Beratungspraxis und integrativer Bestandteil vieler Therapiemethoden. Der Streit der letzten Jahre über Gefahr und Nutzen von Aufstellungen scheint zugunsten neuer, differenzierter Vorgehensweisen und Ausbildungen in den Hintergrund getreten zu sein. Vor allem die Ergebnisse der Hirnforschung und die Entwicklung in der Traumatherapie haben zur Modifikation der Aufstellungspraxis im psychotherapeutischen Setting geführt.
Das INSTITUT FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE UND PSYCHOTHERAPEUTISCHE MEDIZIN hat zu dieser Entwicklung beigetragen und in den letzten Jahren eigenständige Aufstellungsformate entwickelt. Diese nutzen das große Potential der Aufstellungsarbeit und tragen den Anforderungen der Psychotraumatologie Rechnung. In Zusammenarbeit mit dem West–Ost Institut wird die Weiterbildung "Systemaufstellungen in der Psychotraumatologie" angeboten.
Die Weiterbildung „Systemaufstellungen in der Psychotraumatologie“
ist praxisorientiert und beantwortet relevante Fragen aus der therapeutischen Arbeit mit traumatisierten Patienten.
Im Mittelpunkt der Weiterbildung stehen Aufstellungsformate, die den Erkenntnissen der Neurowissenschaften, der Traumaforschung und Psychotherapie Rechnung tragen und in der Gruppe oder in der Einzelberatung angeboten werden können.
Die Weiterbildung eignet sich für Fachleute, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, z.B. im Rahmen von Beratung, Betreuung, Seelsorge oder psychologischer und medizinischer Psycho-therapie.
Wir vermitteln Ihnen:
- grundlegende Kenntnisse der Psychotraumatologie und der Systemtheorie
- Instrumente zur Diagnostik
- Instrumente zur Stabilisierung und zum Ressourcenaufbau
- Schritte zur Integration traumatisierender Ereignisse in der biographischen Entwicklung
oder aus dem betreffenden Familiensystem. - Therapeuten–Skills wie: verfeinerte Wahrnehmung, Achtsamkeit, Entschleunigung
1. Modul:
Grundlagen des Aufstellens im Bereich der Psychotraumatologie In diesem einführenden Modul werden wir häufig vorkommende Fragen von Patienten und Therapeuten beantworten und die Grundlagen des System– und Familienstellens sowie der Psychotraumatologie vorstellen.
Fragen der Patienten:
- Warum kann ich nicht fühlen oder erinnern?
- Was steckt hinter meinen Symptomen, die nicht behandelbar sind?
- Was ist mir passiert?
- Wann sprechen wir von Traumatisierung?
- Welche Symptome deuten auf nicht integrierte Traumata hin?
- Wie leite ich eine Aufstellung mit traumatisierten Klienten?
- Wie kann man (Re–)traumatisierungen in Aufstellungen vermeiden?
- unterschiedliche Ansätze, das Trauma zu explorieren.
- Grundlagen der Aufstellungsarbeit.
- Indikation und Kontraindikation für Aufstellungsarbeit.
2. Modul:
Hypothesenbildung
Ausgangspunkt jeder Hypothesenbildung sind die Symptome und das Anliegen des Klienten. Hypothesen zum prozessualen Aufstellen werden aus dem generationsübergreifenden und biografischen Datenmaterial und der Traumaanalyse entwickelt und in den unterschiedlichen Aufstellungen verifiziert.
Fragen und Themenbereiche:
- Welche Daten sind relevant?
- Wie werden Daten in ein Genogramm, eine Lebenslinie oder Traumalandkarte eingearbeitet?
- Wie können diese Daten in einen Aufstellungsprozess umgewandelt werden?
Im therapeutischen Prozess hat sich folgendes Prinzip bewährt:
- von der Gegenwart zur Vergangenheit,
- vom Konkreten zum Abstrakten.
3. Modul:
Unterschiedliche Aufstellungsmethoden
Unterschiedliche Aufstellungsformate ermöglichen eine abgestufte und fokussierte Annäherung an das Traumamaterial.
In der Folge wird es u. a. möglich, neue Bewertungen des Traumageschehens zu entdecken. Das erleichtert die Verarbeitung des Erlebten.
Fragen und Themenbereiche:
- Welche Erkenntnisse haben zu neuen Formaten in der Aufstellungspraxis geführt?
- Wege vom Symptom zur Aufstellung.
- Settings für die Arbeit mit dem Traumaerleben.
- Welche Möglichkeiten gibt es, innere und äußere Realitäten im Aufstellen zu erfassen?
1. In der Einzelarbeit
2. In der Gruppe - Settings für die Arbeit mit dem Traumaerleben
- Wie kann man Aufstellungen in die beratende und therapeutische Praxis integrieren?
4. Modul:
Stabilisierung mit Hilfe der Aufstellungsarbeit und anderer Methoden
Stabilisierung ist die Voraussetzung für die Arbeit mit der Traumaerinnerung. Sie soll vor allem die Verankerung im Hier und Jetzt gewährleisten und dient somit der Vermeidung von Reaktualisierungen des Traumamaterials (Distanzierung).
Fragen:
- Welche Verfahren gibt es eine traumatisierte Person mit Hilfe der Aufstellungsmethode
zu stabilisieren? - Wie gestaltet man die Grenzen mit Tätern im System?
- Welche Verfahren kennt die Aufstellungspraxis zur Aktivierung von Ressourcen?
- Dissoziation – Problem und Ressource.
- Aufstellen von sicheren Orten, von inneren Helfern oder anderen stabilisierenden Ressourcen.
- Erarbeiten von Handlungsalternativen.
5. Modul:
Mehrgenerationale Psychotraumatologie
Es gibt unterschiedliche Theorien zur transgenerationalen Weitergabe von Trauma, deren Kenntnisse für die Hypothesenbildung wichtig sind. Wir werden die wichtigsten Theorien vorstellen und Techniken zur Aufdeckung von Schuld und Sühne demonstrieren.
Fragen und Themenbereiche:
- Wie kann es sein, dass jemand ein Traumaerleben hat, ohne selbst traumatisiert zu sein?
- Wie kann sich die Traumageschichte der Vorfahren im Leben der Nachfahren ausdrücken?
- Wie wird Trauma von Generation zu Generation weitergegeben?
- Wie kann man übernommene Täter–Opfer–Dynamiken erkennen und mit Hilfe der Aufstellungsarbeit behandeln?
6. Modul:
Die Babuschka Methode – Zum kreativen Umgang mit der traumatisierten Selbstfamilie
Die Babuschka Methode von Rica Rechberg kombiniert die Aufstellungsarbeit mit der Ego–State Therapie von John und Helen Watkins und der Arbeit mit der inneren Familie von R. Schwartz.
Fragen und Themenbereiche:
- Wie kann ich innere Prozesse und Anteile in der Einzelarbeit verdeutlichen?
- Wie kann ich im Einzelsetting eine Aufstellung mit inneren Anteilen durchführen?
- Wie können sich Klienten sicher und kontrolliert an ihr Trauma herantasten?
- Welche Rolle spielt die Kreativität bei der Transformation des Traumas?
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7. Modul:
Aufstellung von Täterbeziehungen und inneren Anteilen
Spezielle Aufstellungsformate ermöglichen die Anschauung, Abgrenzung, Kooperation und Integration unterschiedlicher innerer Anteile.
Traumatische Erfahrungen/Erinnerungen sind häufig abgespalten. Was zunächst dem Überleben diente, kann im späteren Leben jedoch dysfunktional auftauchen und beeinträchtigend wirken.
Fragen und Themenbereiche:
- Jemand in der Familie wurde zum Täter oder Opfer.
- Wann sprechen wir von systemischen Verstrickungen?
- Wie ist die Beziehung zu schuldigen Eltern/Familienangehörigen, Tätern, heute?
- Wie erkennt man Täter, identifizierte innere Anteile?
- Ist es möglich, bei bestehendem Täterkontakt, Trauma zu verarbeiten?
- Wie positioniere ich mich neu?
Aufstellungen arbeiten mit Repräsentanten für Personen im Außen und dissoziierte inneren Anteilen. Damit Heilung gelingen kann ist oft eine Distanzierung oder gar eine Kontaktunter-brechung zum Täter im äußeren System notwendig.
8. Modul:
Aufstellung von Symptomen im körperlichen und psychischen Bereich
Die Psychosomatik beschreibt Symptome als Kompromisse oder Lösungsversuche für Konflikte im familiären und innerpsychischen System. Wir werden psychosomatische Erkrankungen auf dem Hintergrund traumatischer Erfahrungen beleuchten und die Möglichkeiten und Grenzen der Medikation besprechen.
Fragen und Themenbereiche:
- Welche auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen gibt es als Erklärung
von Symptomen? - Welche Symptome sind als Folge von früheren Traumatisierungen zu verstehen?
- Wie kann ich mit Symptomen in der Aufstellungsarbeit arbeiten?
Die Aufstellungsarbeit in ihren unterschiedlichen Formen ermöglicht Symptome in ihrer Genese und Funktion zu beleuchten und eröffnet im weiteren Verlauf auch Optionen zur Veränderung. Diese werden wir detailliert vorstellen und einüben.
Die einzelnen Module bauen aufeinander auf und sollten aus diesem Grund in der angegebenen Reihenfolge wahrgenommen werden. Wer nur einzelne Module bucht, kann nicht davon ausgehen, dass er damit über genügend theoretisches und praktisches Wissen für die Arbeit mit traumatisierten Menschen verfügt.